Wie erreicht man im Homestudio eine gute Raumakustik? Welche Fehler werden am häufigsten gemacht? Und was ist bei einer Akustikplanung zu beachten? Raumakustik-Experte Kevin Kleinschmidt gibt im Synthesizer Magazin Antworten auf diese und weitere Fragen.
SynMag: Hallo Kevin! Magst du dich unserer Leserschaft kurz vorstellen? Was hast du gelernt, welche Rolle hast du bei HOFA – und wie bist du persönlich mit Musik (vielleicht sogar mit Synthesizern) verbunden?
Kevin: Ich bin seit fünf Jahren bei HOFA-Akustik und zuständig für Produktentwicklung, Raumplanung und komplexere Kundenprojekte. Nach der Ausbildung zum Elektroinstallateur und Weiterbildung zum staatlich geprüften Techniker war ich viele Jahre in der Industrie- und Gebäudetechnik aktiv.
Prägenden Bezug zur Musik hatte ich bereits in der Jugend mit elektronischer Musik. Seit ich zwölf war, habe ich mich sehr für außergewöhnliche Klänge und Melodien interessiert – Jean-Michel Jarre, Kraftwerk sowie Berliner und Frankfurter Techno. In meiner Jugend- und frühen Erwachsenenzeit habe ich auch viel Musik dahingehend gemacht. Mich haben immer die wuchtigen, verzerrten Klänge am meisten fasziniert, weswegen ich einige Jahre später einen kompletten Wechsel des Interesses hatte, hin zu Metal. Nun spiele ich seit 23 Jahren Schlagzeug in Bands und bin über diesen Weg irgendwann hin zur Audio-Produktion und schlussendlich glücklicherweise im Studium Audio Production zur Raumakustik gekommen. Synthesizer-Backgroundtracks für Rock- und Metal-Songs mache ich immer noch sehr gerne, aber leider nicht so oft.
Zusammengefasst kann ich den breiten Querschnitt an Ausbildung und Interessen ziemlich gut beim Thema Raumakustik vereinen, mich gut in Projekte hineinversetzen und das alles auch sehr gut für das Team bei HOFA-Akustik einbringen.
SynMag: Was bietet ihr bei HOFA-Akustik alles an? Und für wen? Gibt es eine bestimmte Gruppe an Personen, die eure Dienstleistungen in Anspruch nehmen?
Kevin: Eine wichtige Zielgruppe sind die Nutzer bzw. Betreiber von Tonstudios, z. B. Homestudio und professionelle Studios. Die Grenze zwischen „Home“ und „professionell“ ist aber fließend. Jeder ist hier gemeint, der auf klanglich gutem Niveau Aufnahmen und Mischungen machen will oder einfach so detailgetreu wie möglich Musik und Ton hören will. Ähnlich gelagert sind da z. B. Proberäume, Live-Venues, Hi-Fi-Räume, Heimkinos, Wohnräume usw., für die wir passende Raumakustik-Lösungen bieten. Dann sind da aber auch die Räume gewerblicher Kunden, wie z. B. Büros, Konferenzräume, Gastronomie, Kindergärten, Unterrichtsräume usw. Hier wächst das Bewusstsein für gute Raumakustik sehr stark und unsere Expertise sorgt auch hier für den optimalen Klang im Raum.
Für Tonstudios und all diese anderen genannten Räume bieten wir verschiedene Produktgruppen an, die man aber auch kombinieren kann.
Schallabsorbierende Lösungen für das Reduzieren von Schallenergie im Raum, schallstreuende Lösungen für Klangqualität und schallisolierende Vorhänge für das Verbessern von akustischer Raumtrennung zwischen Räumen und Raumbereichen.
SynMag: Was sind die häufigsten Irrtümer (in Sachen Raumakustik), mit denen Kundinnen und Kunden an euch herantreten?
Kevin: Irrtümer kann man so nicht sagen. Wenn man den Entschluss gefasst hat, etwas für gute Akustik zu tun, ist
der größte Irrtum schon korrigiert. Kennt man sich aber mit Akustik nicht aus, entstehen schnell falsche Erwartungen. Zum Beispiel müssen Raumgröße und Umfang der akustischen Maßnahmen auch zusammenpassen. Andererseits kann es sein, dass auch nach großer Investition in Raumakustik der Klang noch nicht „perfekt“ ist. Gute Raumakustik entsteht durch viele kleine Schritte, die man in der richtigen Reihenfolge in die richtige Richtung geht. Und dabei können wir von HOFA-Akustik mit unserer Beratung und unseren Produkten professionell und zielgerichtet helfen.
Irrtümer könnten z. B. so etwas sein wie „Akustik-Gardinen“. Denn alles, was effektiv Schallschutz bieten soll, muss schwer und dick sein, sprich: Es muss richtig Masse haben. Es geistern da draußen leider aber auch sehr viele Halb- und Unwahrheiten herum: Viel Teppich hilft viel oder jegliche Glasfläche ist schlecht für den Klang im Raum oder Lautsprecher dürfen nicht direkt an die Wand gestellt werden…
Man muss immer alles in Relation zu den anderen geplanten Raumakustik-Schritten im Raum betrachten. Von allerlei esoterischen Spielereien für horrende Preise ganz zu schweigen. Wir fühlen uns dann doch sehr viel wohler auf der Seite der Wissenschaft und der Lehrbücher, damit wir budget-schonend ein planbares Ziel aufzeigen können.
SynMag: Welche Fehler treten bei der akustischen Behandlung von Räumen häufig auf? Und was sind die größten Herausforderungen?
Kevin: Viele Fehler von Raumnutzern werden meist vor der akustischen Behandlung gemacht. Lautsprecher- und Hörposition werden manchmal nicht nach akustisch empfehlenswerten Aspekten, sondern anhand der restlichen Einrichtung (Studio) oder nach bester Optik (Hi-Fi) festgelegt, was z. B. sehr verzerrten Klang im Bassbereich am Hörplatz mit sich bringen kann. Auch wenn Bassabsorber hier helfen können, ist eine gut geplante Hörposition ebenso viel wert. Ähnlich gelagert ist das Thema Einrichtung des Raumes. Manchmal ist ein Raum so vollgestellt, dass keine alternative Lautsprecher- und Hörposition ausprobierbar sind. Oder es gibt Möbelstücke, die unbedingt dort stehen müssen, wo es eigentlich wichtig wäre, Akustikmodule anzubringen oder aufzustellen, um z. B. klanglich sehr destruktive Erstreflexionen zu reduzieren. Dann braucht es Kompromisse zulasten des Raumklangs.
Auch beliebte Fehler vor der akustischen Behandlung von Räumen sind vollflächig eingebrachte Teppiche.
Der Nachhall im Hochtonbereich ist dann schon „tot“, obwohl noch kein einziger klanglich relevanter und dringend empfehlenswerter Absorber im Raum ist. Es gibt auch einen Fehler bei der Nutzung von schallabsorbierendem Material, den man unbedingt vermeiden sollte: Links und rechts unterschiedliche Gestaltung der Wände. Z. B. rechts ist ein Fenster, vor das man einen Vorhang hängt und die Wand links bleibt unbehandelt. Dann verzerrt man das Mono- und Stereobild noch weiter, als es im unbehandelten Raum bereits war. Daher immer den Raum links und rechts so symmetrisch wie möglich gestalten, außer man weiß genau, was man tut.
Die größten Herausforderungen auf dem Weg zu guter Raumakustik lauern fast immer im Bass- und Tiefmittenbereich. Hier gibt es am Hörplatz immer die größten Verzerrungen im Klang und die Kunst liegt darin, die bereits erwähnten vielen kleine Schritte in die richtige zu gehen. Ohne professionelle Hilfe ist es schwierig, hier große Verbesserungen zu erzielen. In unserer Akustikmessung und Planung PRO gehen wir auf viele Aspekte ein, die zusätzlich zu Bassabsorbern helfen den Klang zu verbessern, z. B. Positionierung von Lautsprechern und Hörplatz.
Auch kann ein zusätzlicher Einsatz eines Subwoofers ratsam sein, selbst wenn die Lautsprecher eigentlich alles wiedergeben können, was man sich erhofft hatte. Die Einstellmöglichkeiten an Lautsprechern und Subwoofer sollten genutzt werden, und elektronische Hilfsmittel wie EQs usw. können auch weitere kleine Verbesserungen bewirken.
SynMag: Gibt es Grenzen des Machbaren und wo liegen die?
Kevin: Machbar ist fast alles. Es kommt nur auf Experimentierwillen und -zeit sowie Budget an. Es gab noch keinen quadratischen Betonkeller mit einer Deckenhöhe von 2,15 Meter, in dem wir es am Ende nicht ermöglichen konnten, dass dort professionelle Produktionen gemacht werden können. Meist ist es nicht die Grenze des Machbaren, die ein
Ende aufzeigt, sondern die Grenze des Vernünftigen. Manchmal ist ein Fazit „Okay, nicht perfekt, aber damit kann ich arbeiten“ auch ein guter psychologischer Abschluss einer raumakustischen Gestaltung. Man kann sich dann auf die eigentliche Audioarbeit im Raum konzentrieren und notwendige technische Hilfsmittel wie z. B. Analyser, Kopfhörer usw. festlegen. Kein Raum da draußen ist perfekt. Man kann sich in die meisten sinnvoll akustisch behandelten, aber nicht perfekten klanglichen Gegebenheiten gut einarbeiten.
SynMag: Apropos Grenzen des Machbaren. Wie sieht es mit dem Thema Schallisolation aus? Das ist doch meist sehr schwierig, oder?
Kevin: Ja, dieses Thema ist tatsächlich eines der kniffligsten im Bereich Akustik. Im Home- oder Projektstudio, wo große bauliche Maßnahmen oft nicht möglich sind, muss man mit den Kompromissen leben und arbeiten, die ein Raum mit sich bringt. Seien es Nachbars Hühner oder der Straßenlärm, der bei Vocal-Aufnahmen oder bei der Arbeit am Mix stören kann. Hier beraten wir gerne und sprechen darüber, was unsere Schallschutzvorhänge in der jeweiligen Situation leisten können. Auch wenn der Lärmeinfall von außen nicht komplett verhinderbar ist, kann eine gute Dämpfung schon für eine wahrnehmbare Verbesserung sorgen. Da können schwere, gut positionierte Akustikvorhänge mit Isolationsschicht viel bringen – zusätzlich zu ihren schallabsorbierenden Eigenschaften. Es lohnt sich auch immer, die Fenster und Türen mal genau anzuschauen. Hier schlummern oft auch einige dB an Verbesserungspotenzial wenn etwas an mechanischen Einstellungen oder Dichtungen nicht in Ordnung ist.
SynMag: Was sind die wichtigsten Standardwerte im Tonstudio, die ihr bei der Raumoptimierung berücksichtigt und kannst du sie bitte kurz erklären? Und was sind Lösungen, um diese Werte in einen empfehlenswerten Bereich zu bringen?
Kevin: Nachhallzeit (Mitten und Höhen): Die Summe aller Schallreflexionen im Raum. Es wird oft auch RT60 genannt (Reverberation time), die 60 steht für 60 dB. Die Nachhallzeit ist die Zeit, die das Schallfeld im Raum braucht, um 60 dB leiser als das Signal zu werden, das aus dem Lautsprecher kam. In Regieräumen in Tonstudios strebt man vereinfacht eingegrenzt Werte zwischen 0,1 und 0,3 Sekunden an – je nach Raumgröße und genauer Nutzungsart.
Erst dann kann man das, was über die Lautsprecher wiedergegeben wird, präzise hören und bewerten.
Hier ist ganz klar der Absorber das Mittel der Wahl, um den Raumklang in solch gute Bereiche zu bringen. Absorber-Module, Wand- und Deckensegel, Akustikvorhänge usw. In Aufnahmeräumen, also dort wo auch mal ein Schlagzeug oder eine Geige lebendig klingen sollen, dürfen es auch je nach Raumgröße und Klangqualität im Raum 0,5 bis 1,0 Sekunden Nachhallzeit sein. Für eine gute Balance aus Nachhallzeit und Klangqualität eigenen sich hier Absorber und Diffusoren. Mit unseren Wechselrahmen lässt sich der Raumklang auch einfach und flexibel anpassen, indem beispielsweise einfach ein paar Absorber rausgenommen und ein paar Diffusoren eingesetzt werden.
Abklingzeit (Bass- und Tiefmittenbereich): Hier gibt es keine Summe aus Schallreflexionen, sondern Resonanzen, die sich zwischen den schallharten Flächen des Raumes ausprägen, dominieren das Klangbild – Raummoden oder auch stehende Wellen genannt. Diese Resonanzen brauchen manchmal bis weit über eine Sekunde, um abzuklingen. Das macht ein präzises Abhören und Einschätzen des Bassbereichs natürlich unmöglich, da Dynamik und Transparenz fehlen. Die beste Lösung ist hier das Einbringen von Bassabsorbern in Raumkanten.
Aufgrund des dafür benötigten Volumens bleibt im Bassbereich oft ein etwas längeres Abklingen als in den Mitten oder Höhen. Wenn man hier 0,4 oder 0,5 Sekunden Nachhallzeit in sehr tiefen Bassfrequenzen erreicht hat, ist man schon sehr weit gekommen.
Raummoden verursachen aber noch mehr Probleme: Jede der vielen Resonanzfrequenzen im Raum, verursacht fest im Raum stehende laute und leise Stellen. Und das je nach Frequenz auch noch an unterschiedlichen Stellen im Raum. Jede Stelle im Raum klingt quasi anders im Bassbereich. Daher ist eine gute Beratung, die bei der Position der Lautsprecher und der Hörposition beginnt, auch so wichtig als einer der ersten Schritte auf dem Weg zu guter Raumakustik. Bassabsorber vor schallharten Flächen des Raumes können hier zusätzlich auch sehr helfen.
Erstreflexionen: Das sind die Schallreflexionen, die als erstes, von den nahen Raumflächen reflektiert, den Hörplatz erreichen. Das passiert innerhalb weniger Millisekunden, nachdem das Direktsignal der Lautsprecher den Hörplatz erreicht hat. Ungedämpft sorgen diese Erstreflexionen für starke Kammfiltereffekte, verzerrtes Mono- und Stereobild, sowie verwaschene Transienten. Zielwerte sind hier innerhalb der ersten 30 Millisekunden alle Erstreflexionen mindestens 20 dB leiser als das Direktsignal am Hörplatz eintreffen zu lassen. Hierfür eignen sich auch wieder Absorber, Akustiksegel oder Akustikvorhänge, aber auch Diffusoren oder Bassabsorber.
Frequenzgang am Hörplatz: Damit ist gemeint, wie die Mischung aus Direktschall meiner Lautsprecher sowie klanglichem „Fingerabdruck“ des Raums aus Nachhall, Erstreflexionen und Raummoden an meinem Hörplatz klingt. Der Klang des Raumes soll mittels Akustikmodulen so gut wie möglich ausgeblendet sein. Aber trotzdem brauchen wir einen gewissen Klang des Raumes, um uns im Raum noch wohlzufühlen. Andererseits stoßen raumakustische Behandlungen auch an Budget- oder Platzgrenzen. Es wird also in jedem Raum eine gewisse „Welligkeit“ der Frequenzkurve der Lautsprecher entstehen, die am Hörplatz zum Tragen kommt. Auch hier gibt es Zielwerte. In Profistudios sollte es auf jeden Fall besser als im Rahmen von +/-6 dB sein. Wenn man bessere Werte als +/-10 dB erreicht, hat man meist schon einiges im Raum dafür getan. +/-10 dB bedeutet hier, dass z. B. 55 Hz 10 dB unterhalb der Durchschnittslautstärke aller Frequenzen liegt und z. B. 110 dB ist 10 dB lauter als der Durchschnitt.
SynMag: Wie läuft eine Beratung konkret ab?
Kevin: Am einfachsten ist es, wenn uns ein Raumnutzer Fotos und Maße des Raumes zusendet und kurz beschreibt, was sein klangliches Ziel ist, also was er im Raum später für Audioarbeit machen will (und in welcher Qualität). Im besten Fall ist auch schon ein Budget abgesteckt, aber das kann man auch auf sich zukommen lassen und erstmal schauen, was der Fachmann so alles empfiehlt. Die Optimierung kann dann je nach Budget auch Stück für Stück erfolgen. Vor, während oder nach der Planung sind wir im engen Kontakt mit unseren Kunden und bieten Telefon- oder Video-Gespräche an, um die Planung genau auf die Wünsche des Raumnutzers anpassen zu können. Beratung kann aber viele Facetten haben. Vom kurzen Telefonat, wo bereits klar wird, was empfehlenswert ist über eine 3D-Modellation der akustischen Maßnahmen bis hin zur Messung und ausführlichen Beratung vor Ort.
Der Kontakt für eine persönliche Beratung kann entweder per E-Mail oder Telefon beginnen oder über die Buchung eines unserer Raumplanungsservices. All das ist zu finden auf unserer Webseite.
SynMag: Wer braucht einen akustisch optimierten Raum und wem würden ein paar einfache Maßnahmen reichen?
Kevin: Jeder, der vernünftig hören will oder gehört werden will, sollte das Thema Raumakustik in den Blick nehmen. Vom Online-Meeting im Home-Office, bei dem man schlecht verstanden wird, weil das moderne Arbeitszimmer nur aus Beton und Glas besteht, über jegliche Arten von Audioarbeit bis hin zum Büromitarbeiter, Lehrer oder Kellner, der nach acht Stunden – überspitzt gesagt – vor lauter „Krach“ im Raum erstmal eine Stunde Waldspaziergang braucht, bis das Rauschen in den Ohren nachlässt.
Für Räume, in denen es hauptsächlich um Beruhigung des Schallfeldes geht und nicht um präzisen Tonstudio-Klang, reicht meist eine kurze Beratung mit anschließenden einfachen und oft auch günstigen Maßnahmen. Überall dort, wo es aber viele klangliche Zielwerte einzuhalten gilt, z. B. im Tonstudio, sollte man mehr Zeit für eine möglichst vollständige Optimierung einplanen. Es muss nicht mehr Budget sein, aber im Tonstudio ist es komplexer und da sind wir wieder bei den vielen kleinen Schritten in die richtige Richtung.
Das Interview führte David Kurz, Chefredakteur beim Synthesizer Magazin (SynMag)
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